Transsexuell
Bei transsexuellen Menschen stimmen das angeborene, biologische Geschlecht und die Selbstidentifikation nicht miteinander überein. Viele Betroffene durchleben während dieser Erkenntnis eine besonders herausfordernde Zeit.
Sie müssen nicht nur lernen, mit ihren eigenen Gefühlen umzugehen, sondern überlegen sich auch oft, wie sie ihren Lieben davon berichten, dass sie – wie so oft gesagt wird – „im falschen Körper“ geboren wurden. Apropos „im falschen Körper“: Genau diese Bezeichnung wird seit einiger Zeit immer kritischer gesehen. Immerhin ist nichts „falsch“. Hier stimmen nur das biologische und das eigentliche Geschlecht nicht miteinander überein.
Ob dann letztendlich eine geschlechtsangleichende Operation vorgenommen wird oder nicht, entscheidet selbstverständlich jeder für sich selbst. Die Aussage „Jeder lässt sich früher oder später operieren!“ ist definitiv falsch.
Wann bemerkt man, dass man transsexuell ist?
Auf diese Frage gibt es keine standardisierte Antwort. Es gibt beispielsweise Kinder, die schon im Kindergartenalter merken, dass sie sich eher einem anderen Geschlecht zugehörig fühlen. Manchmal dauert es aber auch deutlich länger, bis sich ein entsprechendes Bewusstsein einstellt.
Viele Menschen beschreiben die Anfänge als eine Art „diffuses Gefühl“ und ein „Auf und Ab“ der Gefühle.
Kurz: Es gibt keinen festen Zeitpunkt, zu dem „eigentlich jeder feststellen müsste, dass er transsexuell ist“. Vielmehr ist jeder Mensch individuell. Den perfekten Zeitpunkt für ein Coming Out gibt es dementsprechend auch nicht. Transsexuelle sollten sich – wie alle anderen auch – erst dann outen, wenn sie sich selbst bereit dazu fühlen.
Wie sollten Transsexuelle auf negative Reaktionen zu ihrem Outing reagieren?
Es wäre sicherlich ein wenig naiv, anzunehmen, dass jeder Mensch positiv reagieren würde, wenn sich eine nahestehende Person als transsexuell outet. Wichtig ist es, den Adressaten des Outings die Zeit zu geben, die diese brauchen. Denn: Auch für sie handelt es sich um eine Umstellung, an die sie sich gewöhnen müssen. Die gute Nachricht ist jedoch, dass die Reaktionen meist deutlich positiver sind, als es zunächst befürchtet wurde.
Letztendlich ist es auch die immer größer werdende Anzahl an prominenten Menschen, die sich als transsexuell geoutet haben (und noch outen werden), die dafür sorgt, dass die Sichtbarkeit weiter gesteigert wird.
Eine traurige Statistik: Oft Opfer homophober Übergriffe
Wer sich ein wenig eingehender mit Statistiken befasst, bemerkt schnell, dass es unter den Queers vor allem oft die Transsexuellen sind, die Opfer von Gewalt und Diskriminierung werden. Vor allem in Ländern, in denen die Rechte der Community noch nicht weit ausgebaut wurden, trauen sich viele Queers nicht, ihre Transsexualität vollends auszuleben. Die (mögliche) Folge: Depressionen und ein hoher psychischer Druck.
In Deutschland gibt es mittlerweile viele Beratungsstellen, die sich explizit an transsexuelle Menschen richten. Hier können sich Queers mit Hinblick auf Outings und andere Fragen Hilfe holen. Zudem gibt es – gerade in größeren Städten – auch die Möglichkeit, sich gut untereinander zu vernetzen, um sich gegenseitig zu unterstützen.
Nicht jeder, der sich als Frau oder Mann „verkleidet“ ist trans sexuell!
Zu guter Letzt sollte noch mit einem der klassischsten Vorurteile überhaupt aufgeräumt werden. Viele Menschen sind der Meinung, dass beispielsweise Männer, die sich zu Showzwecken als Frauen verkleiden, automatisch auch transsexuell wären.
Hierbei kann es sich jedoch genauso gut um eine Kunstform handeln, die absolut nichts darüber aussagt, ob sich die betreffende Person auch tatsächlich als Frau fühlt. So gibt es beispielsweise auch Travestiekünstler, die in einer glücklichen Heteroehe leben.